Jagdverband Senftenberg

Ganz still und leise, ohne ein Wort, gingst du von deinem Leben fort. Du hast ein gutes Herz besessen, nun ruht es still, doch unvergessen; es ist so schwer, es zu verstehen, dass wir dich niemals wieder sehen.
...Und wir glaubten, wir hätten noch so viel Zeit

 

Zum Andenken an Flo vom Hahnholz (4Jahre) die an Aujeszky verstarb

Es ist die Zeit vieler Treib- und Stöberjagden. Man kennt die Reviere, alles ist organisiert und für die Hunde ist es die hohe Zeit des Arbeiten. Jede Woche mindestens 2 wenn nicht sogar 3 Jagden.
Man freut sich über seine Hunde, wie sie mit einem arbeiten, trotz schwierigem Gelände das Wild aufstöbern und anjagen und doch immer wieder bei einem sind.

Zur Vorgeschichte
Hervorzuheben sind solche Jagderlebnisse wie die am 22.11.12,  als uns ein Schütze an seinen Stand rief und meinte dass er ein Stück Schwarzwild beschossen hat und es danach sehr langsam weiter zog.
Flo nahm die Fährte auf, obwohl wir keinen Schweiß gefunden hatten und gab gute 50m weiter in einer kleinen Fichtengruppe plötzlich Standlaut. Da keiner wusste wie groß oder klein die Sau war, wie der Schuss angetragen war, ging ich und ein befreundeter Schütze langsam auf die Fichtengruppe zu. Eine kleine Sau versuchte sein Heil in der Flucht, aber die Hündin behinderte dies und versucht sie zu halten. Das der kleine Wutz schwer getroffen war, fiel schon durch das sehr langsame vorwärtskommen auf. An einem Graben war dann die Flucht erst einmal beendet. Durch den Schuss behindert (Waidwund und linker Hinterlauf) kam die Sau schwer aus dem Graben, zumal Flo sich in den linken Hinterlauf verbissen hatte und ihn nach unten zog. Damit konnte aber kein sicherer Schuss angetragen werden.
Irgendwie schaffte es die kleine Sau doch raus zukommen, aber da waren wir schon ran. Unter einer Fichte blieb das Schwein sitzen. Einer der Treiber warf sich auf die Sau, Flo hielt sie weiter von hinten fest und somit konnte ich, unter allergrößter Vorsicht, das kleine Schwein mit der blanken Waffe abfangen.

Eine Woche später am 1.12.12 war dann eine Treibjagd in einem abgelassenen Fischteich hier im OSL-Kreis. Markant sind mehrere „Deiche“, Erhöhungen die immer trocken sind; mit Kiefern, Pappeln und Weiden bestanden, die aber auch sehr sonnige Plätzchen aufweisen. Dort sind immer Sauen, aber auch Rot- und Rehwild. Bei Schnee und Eis ging es los. Eddi, Flo und Frieda (alles DJT) hatten viel zu tun. Die ersten Schüsse fielen und Eddi gab Standlaut. Ich lief ihm zu Hilfe zu der vermuteten kranken Sau. Nur diese war tot und er meinte doch dem Wildschwein sämtliche Borsten ausreißen zu müssen! Auch Flo stand mit dabei. Nach kurzem Kommando ging die Jagd für Beide weiter.  Flo und Frieda überraschten ein Kitzböckchen (was sehr untypisch ist) und hielten ihn am Boden fest. Dieser wurde durch die blanke Waffe abgefangen und zum nächsten Ansitz verbracht. Und weiter ging die Jagd.
An einem „Deich“ schliefte Flo 2m vor mir ein. Ich war recht ärgerlich, weil wir ja nicht auf Baujagd waren und somit auch keine passende Ausrüstung dabei hatten. Außerdem sollte es ja auf Sauen gehen. Frieda ging von der anderen Seite auch in den Bau. Sie kam aber wieder und so hatten wir wenigstens einen Hund der um uns die Sauen hochbrachte. Eddi war schon mit einer Rotte unterwegs.
13.00 Uhr war die Jagd zu Ende und Flo war immer noch im Bau. So ist meine Mittreiberin und Friedas Frauchen erst einmal zum Streckenplatz gefahren um Schippe und Spaten und ein paar Männer zu organisieren. Zwischenzeitlich traf Eddi bei mir ein und als erfahrener Kämpfer ließ ich ihn von der anderen Seite in den Bau. Dieser war aber so schmal und eng das er 2-3mal raus kam und einen andern Eingang suchte.
Von Flo hörte man nicht mehr viel, nur ab und zu wenn man sie rief das klopfen der Rute auf die Erde. Also wurde gegraben als 13.30Uhr die Verstärkung da war. 1m Röhre aufgraben ist nicht viel, nur es ging in eine Böschung rein und somit musste zusätzlich 1m von oben abgetragen werden! Wir holten Flo raus, sie sah müde aus und hatte doch ne Menge Bisswunden durch den Waschbären erhalten. Ja, es war ein Waschbär! Der erste im Leben von Flo und Eddi. Nun steckte ja noch Eddi im Bau! Er hatte ja von hinten die Sachen angegangen und hielt den Bären sicher im Genick fest. Ein klein wenig die Röhre verbreitert und Eddi kam mit dem Waschbär raus.

Das Ende

Flo haben wir dann noch Samstagnachmittag der erreichbaren Tierärztin vorgestellt. Sie säuberte die Wunden um die Schnauze und spülte die Bisswunden aus. Dann gab´s noch ne´Spritze gegen die Schmerzen sowie Antibiotika und Tabletten für zu Hause. Eddi hatte nix abbekommen.
Alles verlief in seinen gewohnten Bahnen.
Am Mittwoch den 5.12.12 gegen 16.00 fiel mir die Unruhe bei  Flo auf. Sie beleckte sich extrem den rechten Vorderlauf und  knabberte auch daran. Er wurde dick und heiß,  man sah dass er zwischen den Zehenballen wund war, sowie im großen Ballen einen weißen Punkt hatte. Dies deutete auf Bisswunden noch vom Waschbären. Also hab ich den Fuß mit Wasser gespült, die Haare zwischen den Ballen vorsichtig gekürzt und einen Schutzschuh drüber gemacht damit der Fuß sich beruhigen kann. Die Schwellung ging zurück aber dafür fing Flo  sich extrem am Fuß zu kratzen an.
Dies steigerte sich immer mehr, sie hechelte mittlerweile sehr schnell und kam nicht mehr zur Ruhe. 20.15 ging ich dann zu meinem um die Ecke wohnenden Haus-Tierarzt. Dort gab es wieder eine Spritze da er auf eine Entzündung im Fuß tippte. Das kratzen hörte und hörte nicht auf. Ständig in sehr hohen Frequenz hecheln und mittlerweile auch permanent leise jammern/winseln. Bis Donnerstag halb 3 habe ich versucht Flo zur Ruhe zu bekommen. Von Fuß halten bis den ganzen Hund einwickeln….. aber alles half nichts. Ständig bekam sie sich frei und kratzte sich. Der Juckreiz bezog sich auch nicht mehr nur auf den untern Vorderlauf, sondern zog nun schon bis zum Ellenbogen rauf. Allein schon leicht anfassen löste das kratzen aus. Damit sie sich nicht selber verletzt zog ich einen Schutzschuh auf den linken Hinterlauf und lies sie notgedrungen in ihrem Körbchen zurück. Musste ja 7.00Uhr auf Arbeit sein.
Früh dann das gleiche Bild wie in der Nacht. Das kratzen ging aber nun schon über die Schulter bis ins Genick. Sie hatte sich das Fell schon regelrecht nach vorn „gebürstet“. Da die Ohren verdammt heiß waren hab ich Fieber gemessen, 39.9°!!!! hab sie mit ins Büro genommen, Wasser angeboten was sie auch annahm, ein nasses kaltes Handtuch über sie gelegt zum kühlen und vielleicht etwas beruhigen. Alles half nicht. Der Tierarzt kam vorbei und es gab wieder 2 Spritzen. Bei den kleinen Spaziergängen vorm Büro im Schnee lief sie dann auf 2! Beinen- alle beiden rechts. Sie hatte kaum Zeit zum pieseln, weil sie sich immer wieder kratzte. Dann verschwand sie unter der Hecke und blieb dort sitzen. Ich musste sie hervorholen.
Zu Hause ging es immer so weiter, ohne dass eine Besserung eintrat. Nein, das Fieber blieb bei 40,0°, extremes hecheln, kratzen, jammern und sehr unruhig. Da sie von allein nicht ans Wasser ging reichte ich ihr welches. Sie trank, aber meines Erachten fiel zu wenig für das hecheln. Über eine alte Spritze träufelte ich zusätzlich Wasser in ihre Schnauze. Dabei klappte sie immer öfter die Zähne zusammen und biss auf die Spritze ohne dass man ihr Ärger oder Unwillen nachsagen konnte, denn sie nahm die Flüssigkeit ja auf.
Da sie am Mittwoch ihr Futter hat stehen lassen, reichte ich ihr Pute in Stückchen geschnitten und in Wasser getaucht. Der Appetit war da und die gut 300g waren auch schnell verputzt.
Mittlerweile ging die Unruhe soweit das sie durch die ganze Wohnung lief, sich kratzte und keinen Platz zur Ruhe fand. Spät abends krabbelte sie dann unter die Couch. Da ich Fliesen habe, dachte ich an Kühle die sie da in der Ecke vielleicht fand. So ging ich mit ungutem Gefühl nach 24.00Uhr zu Bett. Viertel 7 früh fand ich sie dann verdreht auf dem Rücken liegend, in ihrer eigenen großen Pfütze. Kein kratzen, kein hecheln, starrer Blick….
Auch roch der Urin unnatürlich. Ich lies Arbeit Arbeit sein, packe sie in ein altes Laken und tröpfelte Wasser ins Maul, welches ganz trocken war. Sie nahm Wasser auf, aber nicht fiel. Das hecheln und kratzen kam wieder, krampfartig mit verdrehen zur linken Seite.
Also ab in die Praxis! Der Verdacht lag dann bei Tetanus/Wundstarrkrampf! und eine ehrliche Meinung dass es 50/50 steht. Sie bekam erst einmal einen Tropf um Flüssigkeit in den kleinen Körper zu bekommen. Und viele, viele Spritzen. Eine leichte Narkose sorgte für etwas weniger kratzen, trotzdem bewegten sich die Hinterbeine als müssten sie ständig rennen, immer noch das hecheln und immer wieder Krampfanfälle.
Das wir in die Tierklinik fahren stand sehr schnell fest. Also ab nach Dresden. Dort waren wir schon telefonisch angemeldet. Auf der Fahrt immer kratzen, hecheln und krampfen, die kleine Schnauze furchtbar trocken. Mit Wasser aus der Flasche hab ich vorsichtig die Lefzen benetzt, da ich vor dem zuschnappen der Kiefer Respekt hatte.
Dort angekommen wurde nochmals Fieber gemessen und dies war höher wie daheim, soweit ich das noch mitbekommen habe. Man nahm sie sofort mit um sie zu stabilisieren. Nach ca.10-15min kam ein Tierarzt und berichtete das Flo in einem künstlichen Koma liegt und  einen Herzstillstand hatte, man sie aber wieder reanimiert habe. Man fragte mich ob sie mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt gekommen sei; sieht wie eine Vergiftung aus und o man sie nicht besser einschläfert.  Nein und Nein…..
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, aber man sollte keine Extra-Lebensverlängernden Maßnahmen unternehmen. Nach einem detaillierten Gespräch zum Verlauf und der Vorgeschichte ging der Tierarzt, um sich mit dem Chefarzt zu konsultieren. Tetanus/Wundstarrkrampf wurde schon ausgeschlossen, es stand auch eine Meningitis im Raum. Nach wieder ca.10min kam er zurück mit einer etwaigen/vorläufigen Diagnose. Da Flo ja am Waschbären war gibt es eine Krankheit die Coonhound- Paralyse heißt. Also schöpft man Hoffnung und fährt sehr traurig und unruhig nach Hause. Vorher noch den ganzen Papierkram erledigen, mit Adresse, Telefonnummer und Aufklärung der voraussichtlichen Kosten. Man wollte ein MRT machen und je nach Intensivität der Behandlung kommen weitere Kosten auf einen zu.
Gegen 17.00Uhr sollte ich anrufen und mich über den Stand der Behandlung erkundigen. Es wollte der Chef persönlich mit mir reden, nur war er im Moment nicht frei, er ruft zurück. Dieser Anruf kam nicht – ergo ging es dem Hund soweit man es sagen kann gut.
In der Nacht zum Samstag, 8.12.12 um 3.38Uhr klingelte das Handy am Bett und man klärte mich über den katastrophalen Zustand von Flo auf.
Sie hatte kurz vorher eine Hyperthermie entwickelt mit42,6°!!!! hatte einen Herzstillstand und was man mir da noch nicht gesagt hat, auch die Atmung hatte ausgesetzt. Alle Versuche das Fieber runter zu bekommen mit Eiswassergüssen und –einläufen, hat nicht geholfen. Somit musste ich gegen 3.45Uhr entscheiden meine kleine Kämpferin gehen zu lassen.
Als ich sie Samstagmittag abholen wollte konnte ich mit dem Chefarzt ausführlich reden.  Auf dem MRT war ein Ödem  sichtbar geworden. Erklärbar wäre ein Schlag auf den Hinterkopf….was ich definitiv ausschließen konnte. Dann stand die Aujeszkysche Krankheit auch „Kratzseuche“ genannt im Raum. Nur der Zeitpunkt der Infizierung über das Wildschwein vom 22.11.12 war mit 14 Tagen zu lang. Ich habe mich entschlossen Flo für die Wissenschaft herzugeben und den Waschbären den ich zum abbalgen daheim noch hatte gleich mit.

Das Ergebnis
Am Samstag den 15.12.12 bekam ich die telefonische Auskunft das Flo definitiv den
AK-Virus in sich hatte und damit nicht zu retten war. Der Waschbär, der für uns schon als Überträger feststand, war Virusfrei! Also woher? Es konnte nur das Wildschwein gewesen sein was Eddi so sehr gerupft hat! Sie muss Schweiß aufgenommen haben.
Da dies eine Meldepflichtige Seuche ist wurde der zuständige Amtstierarzt hier benachrichtigt.


Auch wenn ich sie nicht beerdigen konnte, wird sie einen Stein im Garten bekommen und in unserem Herzen bleiben.